Etappe 6 • Von Kestert nach Filsen
Die Wanderung von Kestert nach Filsen in der großen Rheinschleife beginnt direkt am Bahnhof. Der Zugang zum Rheinsteig kannte ich bereits, da ich am Tag zuvor hier abgestiegen war. Aber am Tagesanfang machten mir die Höhenmeter nichts aus und bald erreichte ich die Sitzbank zum kurzen Verschnaufen. Ich folgte der Asphaltstraße nach links und wenig später verließ ich sie nach rechts für einen Waldweg in Richtung Lykershausen. Es ging weiter kräftig bergauf, aber stets im Schatten des Waldes. Nach ungefähr vierzig Minuten erreichte ich den ersten Aussichtspunkt in Rheinnähe auf der Hindenburghöhe. Nach Süden blickte ich auf das rechtsrheinische Kestert und nach Norden auf das linksrheinische Bad Salzig. Und in der Ferne sah ich die sogenannten »Feindlichen Brüder«, die ich später noch genauer anschauen sollte. Dieser Aussichtspunkt besteht aus einer kleinen Plattform mit einem Pavillon und Flaggenmast. Im weiteren Verlauf führte mich der Rheinsteig durch viel Wald weg vom Rhein zum Dorf Lykershausen, das wenig interessant ist. Hier gibt es jedoch die Möglichkeit Getränke zu kaufen oder etwas zu essen. Aber da es noch früh am Morgen war, lief ich weiter.
Lag Lykershausen noch schön sonnig auf dem Rheinplateau, so tauchte ich bald wieder in den Wald hinein. Mit Lykershausen als höchsten Punkt dieser Wanderung, lief ich nun kontinuierlich abwärts und fragte mich, wann ich nun endlich die beiden Burgen Liebenstein und Sterrenberg sehen würde. Per Zufall fiel mir im unteren Bereich ein Trampelpfad in Richtung einer scheinbaren Absperrung auf, die sich aber als Elektrozaun entpuppte samt einer Treppe über diesen. Es gibt hier zwar keine Beschilderung, aber ich wagte dennoch den Zugang. Und tatsächlich, es war ein Aussichtspunkt mit bestem Blick auf die beiden Burgen, im Volksmund auch die »Feindlichen Brüder« genannt. Glück gehabt, denn sonst hätte ich die beiden Burgen, bedingt durch den dichten Wald, erst unmittelbar vor dem Tor gesehen. Die erste Burg Liebenstein erreichte ich sobald und sie war offen. Jetzt war der richtige Zeitpunkt für eine große Apfelschorle, den ich hier bekommen konnte. Nach der Pause war auch die andere Burg Sterrenberg schnell erreicht. Auch hier gibt es Verpflegung, um den Durst oder Hunger zu stillen.
Der Abstieg endet an einer Asphaltstraße bei Bornhofen und wie so oft folgt nach einem Abstieg wieder ein Aufstieg. So auch hier, und zwar zunächst über die »Himmelsleiter«, eine ziemlich lange und steile Holztreppe und dann weiter über schmale Pfade. Ich überquerte eine landwirtschaftliche Fläche und erreichte bald die Wilhelmshöhe. Dieser Aussichtspunkt ist mit einer bequemen Liegebank ausgestattet und die »Feindlichen Brüder« sind auch wieder präsent, diesmal aus anderer Perspektive. Der weitere Verlauf des Rheinsteigs gestaltet sich über eine lange Strecke als Waldlehrpfad mit vielen Tafeln zur Erklärung der Flora und Fauna. Ich passierte eine Schutzhütte und stieg auf einen breiten Forstweg ab. Nun lief ich wieder bequem auf gleicher Höhe und ich ließ einen Abstiegspfad nach Kamp-Bornhofen links liegen.
An entsprechend markierter Stelle biegt der Rheinsteig in einen schmalen Pfad ab, der stets die Hangkante entlang führt. Hier befand ich mich im Filsener Ley. Durch Vegetation ist zwar häufig die Aussicht versperrt, aber an manchen Stellen konnte ich sehen, dass das Städtchen Boppard immer näher kam. Die optimale Sicht auf Boppard bietet die Marienkapelle kurz vor Filsen. Hier nahm ich mir etwas Zeit für einige Genussmomente. Der Rhein bei Boppard und Filsen macht eine sehr starke Rechtskurve. Diese Rheinschleife kann wunderbar beobachtet werden vom Gedeonseck hoch über Boppard auf der linken Rheinseite. Dies würde ich an einem anderen Tag noch tun. Nach der Marienkapelle führt der Rheinsteig abwärts am Schwedenkreuz vorbei zu einem Aussichtspunkt, von dem ich den Rhein bei Osterspai sehen konnte. Und ich sah auf die weitläufige, öffentliche Kirschbaumplantage oberhalb von Filsen. Der Rheinsteig verläuft nun über den Kirschenweg an zahlreichen Kirschbäumen vorbei. Kirschen an den markierten Bäumen selber pflücken und essen ist hier ausdrücklich erlaubt. Schließlich lief ich durchs markante Torhaus von Filsen zum Bahnhof und beendete damit die heutige Wanderung.